IHKVV: Schlank

Die IHK-Berlin muss schlanker werden

Das Wachstum ist stetig und offensichtlich unaufhaltsam. Zwar vergleicht sich die IHK immer mit dem Jahr 1995, als die IHK noch intransparenter war, als es noch keine Bilanzierungspflicht gab, als auch die jetzige IHK-Führung noch nicht im Amt war. Sicher hat sich das Management seitdem verjüngt und auch erkannt, dass dem damaligen Wachstum Einhalt geboten werden musste. So wurden 2008 die Fahrerstellen für je einen Dienstwagen für Präsident und Hauptgeschäftsführer abgeschafft. Aber seit ich die Entwicklung aus der Vollversammlung beobachten kann, wächst der Apparat wieder kräftig.

Vorschau

2007

2008

2009

2010

2011

Einnahmen

59.181.000

64.836.162

65.061.000

72.075.193

65.973.000

Vorschau

2007

2008

2009

2010

2011

Gehälter

10.186.500

10.654.882

11.986.400

11.456.400

12.483.300

Die IHK-Berlin veröffentlicht folgende Zahlen: Stand Ende 2010:

Es gibt 210 Mitarbeiter (ab 2011 werden es 224)

Betriebseinnahmen: € 72.075.193

Betriebsaufwand: € 51.211.674

Personalaufwand: € 17.018.100 (incl. Sozialabgaben und Altersrückstellungen)

Zum Personalaufwand kommen noch Pensionsrückstellungen hinzu. Für 2011 werden für 198 Versorgungsbezieher € 1.934.000 Ruhegehälter eingeplant. Das sind keine Pensionen, sondern Zusatzzahlungen zu der normalen Rente. Auch diese üppigen Zusatzleistungen wurden von früheren Vollversammlungen und Präsidien beschlossen und müssen jetzt von den IHK-Zugehörigen erwirtschaftet werden.

Ich will den Mitarbeitern und Pensionären ihr finanzielles Auskommen nicht streitig machen, aber im normalen Arbeitsleben erwirtschaftet man seine Rente aus seinen Beitragszahlungen. Mangelnde Transparenz führte zu dieser Form der Selbstbedienung. Obwohl die Vollversammlung den Hauptgeschäftsführer bestellt, ist sie nicht informiert zu welchen Bedingungen. Wir alle wissen, was der Regierende Bürgermeister und seine Senatoren verdienen. Über die Gehaltsstruktur in der IHK Führung ist nichts bekannt.

Alleine die Bewirtschaftung incl. Miete und Pacht des Ludwig-Erhard Hauses in der Fasanenstaße kostet ca. € 12 Million pro Jahr. Tendenz für die nächsten Jahre: signifikant steigende Leasingraten für das Gebäude. Dafür sind allerdings Fehlentscheidungen früherer IHK-Leitungen Mitte der 90er Jahre verantwortlich. Damals herrschte noch der Geist des alten West-Berlins. Es wurden Fondsanteile verkauft, welche die Zeichner über Jahrzehnte mit garantierten Renditen versorgte, denn die damalige IHK schloss einen dementsprechenden Mietvertrag. Das ist sichere von den Beitragszahlern garantierte Miete.

Dieses Gebäude ist eine bedeutende finanzielle Last, welche jetzt die IHK-Zugehörigen (Mitglieder) abzuzahlen haben. Natürlich gibt es aus alten Zeiten keine Verantwortlichen mehr. Aber: „die Vollversammlung hatte beschlossen …“

Ein FDP-Parteitag hatte sich 2006 auf mit dem Kammerwesen befasst.

Es gab einen Beschluss:

A) Kleinstfirmen, die keinen originär gewerblichen Charakter haben und nicht ausbilden können, sollen auf Dauer von Beiträgen befreit werden, da sie mangels Größe in der Regel die Kammer nie nutzen werden.

B) dass die Kammern sich auf ihre Kernaufgaben beschränken sollen. Diese sind vornehmlich:

  1. Betreuung von Auszubildenden
  2. Durchführung von Zwischen- und Abschlussprüfungen
  3. Existentzgründungsberatungen
  4. Sachverständigenwesen
  5. Gutachterliche Stellungnahmen zu Förderanträgen
  6. Stellungnahme zu Eintragungsfähigkeit ins Handelsregister
  7. Erstellung von Exportdokumenten

Für diese Aufgaben könnte die IHK halb so groß sein. Allein durch den Wegfall der Beitragspflicht von Kleinstfirmen und GmbH ohne Mitarbeiter würde viel Bürokratie entfallen.

Tatsächlich jedoch verhallte dieser Parteitagsbeschluss folgenlos. Die IHK-Berlin ist deutlich gewachsen. Sie versteht sich – ungeachtet höchstrichterlicher Rechtsprechung – als politisches Sprachrohr ihrer Zugehörigen und produziert kosten- und arbeitsintensiv Drucksachen, die kaum einer braucht und liest.

Das erinnert mich an eine Bemerkung des ehemaligen Präsidiumsmitglieds Radomski aus der damaligen Siemens Vorstandsetage. In einem Vollversammlungsgespräch im Dezember 2007 zum Haushalt bemerkte er – sicher ironisch aber nachvollziehbar: „Für fremdes Geld ist uns nichts zu teuer.“

Einen Kommentar abgeben